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Das Kelleramt hat jetzt eine legale Graffitiwand – so sollen Schmierereien verhindert werden. Die ersten Sprayer waren bereits am Werk.
«Starte lieber mit den hellen Tönen, und probier mal, anstatt zu Sprayen, die Farbe mit der Rolle aufzutragen.» Künstler Olivier Magnin erklärte den Jugendlichen, auf was sie beim Graffitisprayen besonders achten müssen und welche Techniken ihr Kunstwerk noch spezieller wirken lassen.
Mit seiner Hilfe haben die Jungen und Mädchen der Region am vergangenen Mittwochnachmittag die Fassade des Pumpwerks Werdhölzli in Unterlunkhofen gestaltet. Das Resultat waren, entgegen dem, was vielen beim Wort Graffiti durch den Kopf geht, keine illegalen Schmierereien, sondern ein wahres Kunstwerk.
Der Workshop, der am Mittwoch, 28. März, unter der Leitung von Magnin und den beiden Leitern der Jugendarbeit Kelleramt, Benedikt Schumacher und Thomas Meier, stattgefunden hat, war der Startschuss für ein grosses Projekt: die erste legale Graffitiwand im Kelleramt. «Auslöser dafür waren Schmierereien in der Region», erklärt Schumacher.
Solche Vorfälle sollen in Zukunft verhindert werden. Auch Magnin hält das für eine gute Lösung: «Die beste Graffitiwand ist eine legale Wand.» Er selber habe bereits in jungen Jahren mit dem Sprayen begonnen. Damals musste er für sein Hobby nach Zürich fahren. «Wir haben das immer heimlich getan, denn unsere Mamis hätten sich wohl kaum gefreut, hätten sie gewusst, wo wir waren.»
Er sei begeistert, dass dieses Projekt für die Jugendlichen der Region nach zwei Jahren endlich realisiert werden konnte.
Die Jugendlichen sollen das Pumpwerk aber auch ohne Hilfe des Künstlers gestalten können. Der Standort der Wand sei an der Reuss perfekt gelegen. Im Sommer könne man sich hier treffen, gemeinsam grillieren und nebenbei noch künstlerisch tätig sein, wie Schumacher erzählt.
Trotzdem werde es auch in Zukunft weitere Workshops zum Thema Graffiti geben. «Der nächste ist schon für Mai geplant», verrät der Jugendarbeiter. Eigentlich hätte der erste Workshop bereits im vergangenen Herbst auf dem Programm gestanden. «Der wurde dann wegen des schlechten Wetters abgesagt», erklärt Magnin, blickt gegen die Regentropfen in den Himmel und fügt lachend hinzu: «Jetzt machen wirs bei jedem Wetter.»
Zuerst soll jedoch die erste Kellerämter Graffitiwand offiziell eingeweiht werden. Am Samstag, 7. April, sind alle Interessierten eingeladen, die ersten Ergebnisse des Workshops zu begutachten und zuzusehen, wie die jungen Künstler ihre Werke präsentieren, was sie bei Olivier Magnin gelernt haben. «Auch die Behörden sind eingeladen», merkt Schumacher an.
Die Regeln sind einfach: Farbe und Spraydosen muss jeder selber mitbringen. Und übermalt werden dürfen nur Kunstwerke, die schon mindestens drei Monate vor Ort sind.
Auch ideentechnisch konnte Magnin den Jugendlichen weiterhelfen: «Du Oli, darf ich ‹ACAB› auf die Wand sprayen?» Lachend antwortet der Künstler: «Nur, wenn du anschliessend die Bedeutung darunter schreibst: ‹All Colours Are Beautiful›.»
Die Idee zu legalen Graffitiwänden hatte der Verein für Jugend und Freizeit (VJF) in Wohlen. Dort wird es bereits seit 20 Jahren unter dem Namen «Hall of Fame» durchgeführt. Im Rahmen des Projektes stehen den Jugendlichen mehrere Wände für ihre Graffitis zur Verfügung.
Grundsätzlich können alle, die Lust haben, eine Fläche für ihr Kunstwerk in Anspruch nehmen. Dies muss aber (wie im Kelleramt) zwingend im Voraus mit der Jugendarbeit abgesprochen werden. Die Flächen werden zugeteilt. Für Graffitis besteht eine Sperrfrist von drei Monaten. Die wichtigsten Regeln sind ausserdem auf Infotafeln vor Ort zu finden. Auch das gilt für die Wand im Kelleramt.
Die Gemeinde Wohlen stellt für dieses Projekt Wände in der Unterführung der Schulhäuser bbz und Halde, die Wand bei den Parkplätzen entlang der Bünz bei der Badi, im Skatepark, im Regenbecken Wolga hinter dem Kantiareal und beim Pumpwerk an der Nutzenbachstrasse zur Verfügung. (mel)