Aristau
Schwingen ist bodenständig, urwüchsig, trendig und sexy

2400 Zuschauer besuchten gestern das Aargauer Kantonalschwingfest. Die Urtüm- lichkeit des Schweizer Nationalsports hat es vielen angetan. Unter den Zuschauern war auch Regierungsrat Urs Hofmann, der das Spektakel sichtlich genoss.

Martha Zurfluh
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Regierungsrat Urs Hofmann (mit blauer Krawatte) und OK-Präsident Ueli Küng (mit Strohhut) verfolgen das Fest inmitten der Schwingerfans von der Tribüne aus.
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Kampfrichter, Schwinger und Zuschauer blicken gebannt auf das Geschehen im Sägemehlring.
Volle Tribünenränge am Sonntagnachmittag.
Der spätere Feststieger Christoph Bieri (links, in rotem Hemd) nimmt sich Zeit für einen Schwatz mit seinen Fans.
Auch junge Damen interessieren sich fürs Schwingen.
Das Festzelt platzte beim Mittagessen aus allen Nähten.
Kantonalschwingfest in Aristau
Siegermuni Vulkan wird nach der Präsentation aus dem Ring geführt.

Regierungsrat Urs Hofmann (mit blauer Krawatte) und OK-Präsident Ueli Küng (mit Strohhut) verfolgen das Fest inmitten der Schwingerfans von der Tribüne aus.

Martha Zurfluh

«Wir wollten ein Fest veranstalten, das die Urwüchsigkeit des Schwingens untermalt», sagte OK-Präsident Ueli Küng. Deshalb habe man an den Unterhaltungsabenden am Freitag und Samstag in erster Linie volkstümliche Musik gewählt. Die Strategie ist aufgegangen, die Zuschauer kamen in Scharen. «Wir sind begeistert über das grosse Interesse», schwärmte der ehemalige Aristauer Gemeindeammann. Das tolle Wetter habe das seine dazu beigetragen.

Auch die Politprominenz fehlte am Sonntag in der grosszügigen Schwingerarena nicht: Regierungsrat Urs Hofmann verfolgte die Zweikämpfe interessiert von der Tribüne aus und diskutierte angeregt mit seinen Banknachbarn über das Geschehen in den Sägemehlringen. Wie der Aargauer Volkswirtschaftsminister verriet, hat er erstmals am «Eidgenössischen» in Aarau im Jahr 1964, damals achtjährig, ein Schwingfest besucht, was sein Interesse an diesem Sport definitiv geweckt habe.

Hofmann: «Schwingen ist sexy»

In seiner Festansprache lobte Hofmann insbesondere die Fairness, die rund um den Schwingsport herrsche: Dieser Sport sei ein Vorbild für die Politik. «Man kämpft hart, gibt sich aber nachher freundschaftlich die Hand.» Das seien Werte des Schweizer Volkes. Viele Traditionen seien eingeschlafen, das Schwingen aber erlebe in den vergangenen Jahren
einen richtigen Boom. «Schwingen ist in, man kann sagen, Schwingen ist sexy», meinte Hofmann. Mit wem man am Fest auch spricht, alle sind sich einig: Es sei die friedliche Atmosphäre, das Duell im Sägemehlring, der Kampf um den Sieg, ohne dass am Ende die Fetzen fliegen.

Als Siegerpreis gibt es den Muni Vulkan, der Zeitplatzierte gewinnt ein Rind, der Dritte ein Fohlen. Jeder der rund 130 angetretenen Schwinger erhält einen Preis. Der Gabentempel im Gesamtwert von 80 000 Franken ist vielfältig und reicht von Kaffeemaschinen, Fernsehern, Velos und Glocken über Möbel, Werkzeugkästen bis zum Pfannenset. Rund 140 grosszügigen Spendern sind all diese Preise zu verdanken.

Gaben spenden als Ehrensache

Wie Gabenchef René Berger sagte, sind es immer wieder dieselben Leute, die einen Preis spenden. «Die persönlichen Kontakte sind einfach wichtig, man muss sie aber auch pflegen.» Die Leute seien in der Regel sehr gerne bereit, einen Preis zu spenden. «Viele betrachten es als eine Ehre», erklärte Berger.

Werner Keller von der Elektro Keller AG in Merenschwand bestätigte das. Er hat als treuer Gabenspender den diesjährigen Siegermuni für das Kantonalfest gesponsert. «Ich habe grosse Freude an der Tradition des Schwingens, es ist ein ehrlicher Sport und es herrscht eine treue Kameradschaft unter den Schwingerfreunden», beschrieb Keller seine Motivation. Ob Schwinger oder Schwingfan, ob Direktor oder gewöhnlicher Arbeiter, man sei mit allen per Du, alle seien hier gleich. Und welcher Athlet soll am Abend denn seinen Muni mit nach Hause nehmen? Keller: «Das spielt mir keine Rolle. Wichtig ist nur, dass der Beste des Tages gewinnt.»