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Ignaz Heim, der national bekannte Präsident der Schweizer Berufsbeistände, ist seit dem 31. Oktober nicht mehr Geschäftsführer im Bezirk Bremgarten. Der Grund für den Abgang ist unklar.
Der Kindes- und Erwachsenenschutzdienst Bezirk Bremgarten hat sehr schwierige Zeiten durchgestanden. Nach Umstrukturierungen und Problemen an verschiedenen Fronten hat er nun aber «eine stabile Phase erreicht», wie der Vorstand die allgemeine Stimmung zusammenfasst. Damit ist es aber scheinbar bereits wieder vorbei: Geschäftsführer Ignaz Heim hat seinen Schreibtisch geräumt. Und zwar per 31. Oktober, also vergangene Woche.
In einer Medienmitteilung vom Montagnachmittag steht schlicht: «Der Vorstand und der Geschäftsführer erachten den Zeitpunkt als günstig, die Führungsstruktur neu zu organisieren.» Und: Heim habe den KESD «verlassen». Der Mitteilung ist nicht zu entnehmen, ob er selbst gekündigt hat oder ob ihm gekündigt wurde. Was ist hier vorgefallen? Warum wurde keine Kündigungsfrist eingehalten? Warum ist die Stelle nicht ausgeschrieben? Warum arbeitet er keinen Nachfolger ein?
Die Anzeichen und die Art, wie kommuniziert wird, deuten darauf hin, dass Ignaz Heim freigestellt wurde. Er selber nimmt auf Anfrage der AZ dazu keine Stellung. Und der Wohler Gemeindeammann und KESD-Verbandspräsident Arsène Perroud will zu den Hintergründen auf Anfrage ebenfalls nichts sagen. Er hält lediglich fest: «Der Vorstand und der Geschäftsführer haben sich zusammen auf die Wortwahl in dieser Medienmitteilung geeinigt.»
Die erwähnte Wortwahl lautet: «Dr. Ignaz Heim will sich im Bereich des Kindes- und Erwachsenenschutzes beruflich weiterentwickeln und weiterbilden. Er hat den KESD per 31. Oktober 2018 verlassen. Der Vorstand wird zu gegebener Zeit über die neue Organisation der Geschäftsleitung informieren.» Perroud präzisiert nur: «Der Vorstand ist dabei, eine Lösung zu finden. Es ist sinnvoll, solche Momente auch gleich zu nutzen, um das gesamte Stellenprofil zu hinterfragen.» Bis Ende Jahr sollte der Vorstand eine Lösung präsentieren können, sagt Perroud. Bis dahin werde der organisatorische Aufgabenbereich des Geschäftsführers intern geregelt. «Das, was man von aussen vom Kindes- und Erwachsenenschutzdienst mitbekommt, also Mandatsführungen wie Beistand- und Vormundschaften, gehen weiter wie bisher», betont Perroud. Sie würden von amtlichen Beiständen ausgeführt, nicht vom Geschäftsführer.
Ignaz Heim spielte eine wichtige Rolle dabei, den KESD Bezirk Bremgarten aus den Stellen Bremgarten und Wohlen zusammenzuführen. Und er konnte den Dienst mit heute 17 Verbandsgemeinden zusammenhalten, obwohl Dörfer auf dem Mutschellen und im Kelleramt ausgetreten sind. Seine Verdienste spricht ihm der Vorstand in der Medienmitteilung nicht ab: «Der Kindes- und Erwachsenenschutzdienst Bezirk Bremgarten hat nach der Umstrukturierung eine stabile Phase erreicht. Der Geschäftsführer Dr. Ignaz Heim hat dabei seine Qualitäten als ‹Change Manager› unter Beweis gestellt.»
Heim ist schweizweit bekannt, denn er war nicht nur Geschäftsführer des KESD Bezirk Bremgarten, sondern ist auch Präsident der Vereinigung der Berufsbeistände in der Schweiz. Heim setzt sich auf nationaler Ebene gegen die Anti-KESB-Initiative ein. Ausserdem hat sich der 55-Jährige einen Namen gemacht, als er und seine Mitarbeiter ihren Klienten mit einem Sondereffort halfen, den vom Bund ausgeschriebenen Solidaritätsbeitrag zu erhalten. Dieser ist für die Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen vor 1981 bestimmt.