Petra Huber-Neff war Bundesratsweibelin. Jetzt will sie in die Schulpflege und am 1. August hält sie im Seeland eine Rede.
Petra Huber-Neff ist eine Frau der ersten Stunde: 1998 wurde sie die erste weibliche Berufsunteroffizierin, 2005 wurde die damals 33-jährige Freiämterin erster weiblicher Bundesratsweibel. «Es hat mich damals total interessiert, welche Aufgaben ein Bundesratsweibel erfüllen muss», sagt sie. 2004 habe sie den amtierenden Weibel von Bundesrat Samuel Schmid kennen gelernt. Er habe ihr geraten, eine Blindbewerbung abzuschicken. Sie kam in die engere Auswahl, wurde zu mehreren Gesprächen ins Bundeshaus beordert und schliesslich Annemarie Huber-Hotz, der ersten weiblichen Bundeskanzlerin, als Weibelin zugeteilt.
«Es war ein tolles Gefühl, neben ihr auch die erste Frau in einem besonderen Amt zu sein», erzählt Huber-Neff. Mit negativen Reaktionen hatte sie nie zu kämpfen, sondern nur mit Problemen bei der Kleiderwahl. «Die Bundesratsweibel tragen eine Uniform innerhalb des Bundeshauses und ausserhalb den klassischen, rot-weissen Talar. Die Männer tragen zur Uniform eine Krawatte. Bei mir wars dann ein Foulard.»
Petra Huber-Neff gewann rasch einen vertieften Einblick in alle Bereiche und machte sich mit den Abläufen im Bundeshaus vertraut. «Es war ein 200-Prozent-Job. Mein Tag begann um sechs Uhr morgens mit dem Holen und Verteilen der Post, danach mussten die Zimmer aufgeschlossen werden. Ich habe Kaffee gemacht, Akten getragen, bei Sitzungen für Gipfeli gesorgt, ich war das Mädchen für alles.»
Bei offiziellen Anlässen war ihre Aufgabe das Repräsentieren, aber auch das Organisieren: «Ich musste den Überblick über die Örtlichkeiten haben und beispielsweise wissen, wo die nächsten Toiletten sind und wo der Apéro stattfindet.» Um zur Sicherheit des Bundesrates beitragen zu können, absolvierte die ehemalige Unteroffizierin eine Ausbildung zur Sicherheitsfachfrau. «Es gab nichts an dem Beruf, das mir nicht gefiel. Die dienende Funktion im Hintergrund war nach dem Militär genau das Richtige und ich habe viele interessante und prominente Menschen kennen gelernt.
Aber es gab auch schwere Momente, beispielsweise als sie mit Samuel Schmid an der Trauerfreier für sechs an der Jungfrau verunglückte Soldaten teilnehmen musste. Zwei Jahre lang kümmerte sich Petra Huber um Annemarie Huber, dann um Samuel Schmid. Später lernte sie ihren Mann kennen und wurde schwanger: «Als Mutter kann man unmöglich als Weibelin arbeiten», sagt sie. Doch zu Bundesrat Schmid hat sie heute noch Kontakt: «Er ist ein sehr lieber, bodenständiger Mensch. Und meine Tochter hat am gleichen Tag Geburtstag.»
Zurück ins Bundeshaus geht es für die zweifache Mutter wohl nicht mehr. Dafür kandidiert sie für die Schulpflege Arni, kümmert sich um den eigenen Bauernhof, den Geschenkladen und arbeitet als MPA im Kindernotfall im Kantonsspital Baden. «Das ist auch eine 200-prozentige Auslastung», lacht sie. Und ja, über eine gute Kollegin kam sie zu einem Engagement im Seeland: In Diessbach bei Büren darf sie am Dienstag die 1.-August-Rede halten.