Muri
Als die Reformierten im Katholikenland feierten

Weil die reformierten Berner Arbeiter im katholischen Freiamt keine Kirche hatten, gründeten sie vor 125 Jahren ihre Genossenschaft.

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Die «protestantische Mobilität» ins Freiamt wurde auch durch die 1875 eröffnete Südbahn gefördert. Das Stationsgebäude Muri mit Bahnhofbuffet wurde in dieser Zeit erbaut. zvg/Archiv

Die «protestantische Mobilität» ins Freiamt wurde auch durch die 1875 eröffnete Südbahn gefördert. Das Stationsgebäude Muri mit Bahnhofbuffet wurde in dieser Zeit erbaut. zvg/Archiv

zvg Archiv Josef Bühlmann

Vor über 125 Jahren kamen Bauern und Käser, Angestellte, Beamte, Gewerbetreibende und Handwerker aus dem Kanton Bern ins Freiamt. Reformierte im Katholikenland. Um an einem reformierten Gottesdienst teilnehmen zu können, mussten sie bis über die Kantonsgrenze nach Ottenbach gehen. Dem schaffte der Direktor der 1887 im ehemaligen Kloster Muri errichteten Pflegeanstalt, der reformierte Pfarrer Johann Häberlin, Abhilfe. Aus persönlichem Interesse begann er, im Bibliothekssaal reformierte Gottesdienste abzuhalten.

Der Klosterbrand nur zwei Jahre später setzte dem allerdings ein Ende. So verwundert es nicht, dass die Idee, einen Pfarrer zur Predigt nach Muri kommen zu lassen, positives Echo fand. Es erklärten sich 34 Familien und Einzelpersonen bereit, diesen Plan umzusetzen. Am 15. April 1894 fand der erste offizielle reformierte Gottesdienst in der Aula der Bezirksschule statt, die damals im Südflügel des Klosters untergebracht war. Etwa 50 Personen nahmen teil, und im Anschluss schritten die Anwesenden zur Gründungsversammlung der Reformierten Genossenschaft Muri.

Das war vor 125 Jahren. Dieses bedeutende Ereignis und die Umstände der neuen Diasporagemeinde sollen nun durch eine kleine Ausstellung gewürdigt werden. Die Eröffnung findet nach dem Gottesdienst am 28. April in der reformierten Kirche Muri (10 Uhr) mit Sozialdiakon Gerald Weihrauch und Pfarrerin Bettina Lukoschus statt.