Brugg
Verband Soziale Dienstleistungen: Die Erwartungen sind hoch

Seit dem 1.Januar gibt es den Verband Soziale Dienstleistungen Region Brugg. Geschäftsführerin Gabriela Oeschger ist 100 Tage im Amt und gibt Einblick in die vielseitige Tätigkeit.

Janine Müller
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Die 54-jährige Gabriela Oeschger ist Geschäftsführerin des neuen Verbands Soziale Dienstleistungen Region Brugg.

Die 54-jährige Gabriela Oeschger ist Geschäftsführerin des neuen Verbands Soziale Dienstleistungen Region Brugg.

Janine Müller

Seit dem 1. Januar werden die drei ehemaligen Vereine – die Jugend- und Familienberatung (JFB), die Mütter- und Väterberatung (MVB) sowie der Kindes- und Erwachsenenschutzdienst (KESD) – unter einem Dach geführt.
Weil in den drei obengenannten Vereinen die Aufgaben ehrenamtlich kaum noch zu bewältigen waren, haben die Gemeindeammänner und Gemeindeschreiber des Bezirks Brugg an ihrer Konferenz kurz vor der Einführung des Kindes- und Erwachsenenschutzrechts am 1. Januar 2013 beschlossen, die Organisation der drei Dienstleistungen zu überprüfen. Daraus resultierte die Gründung des Verbands, dessen Geschäftsführerin Gabriela Oeschger ist. Die
54-Jährige nahm am 1. Dezember 2015 ihre Arbeit auf.

Aufbauarbeit liegt der Birmenstorferin, die in Wettingen aufgewachsen ist. Im Gespräch mit der az erinnert sich Gabriela Oeschger an ihre erste Stelle als Sozialarbeiterin. Sie sieht Parallelen in der damaligen Situation und der heutigen: «Im Oberaargau, wo ich meine erste Stelle in Angriff nahm, hatten sich soeben 13 Gemeinden zusammengeschlossen. Ich war dafür verantwortlich, Sozialhilfefälle und vormundschaftliche Mandate zentral zu führen.» Das habe ihr gut gefallen.

Später ging sie auf Reisen, bereiste Nord- und Südamerika. Sie machte Weiterbildungen im Bereich Sozial Management mit den Schwerpunkten Führung sowie Organisations- und Personalentwicklung. Im letzten Jahr beendete sie in München eine Ausbildung zur Mediatorin. Auf eine 10-jährige Familienphase mit ehrenamtlichen Ämtern folgte Ende 2003 die Anstellung als Amtsvormundin bei Zofingen Regio.
Dort wurde sie später stellvertretende Stellenleiterin. 2011 kündigte sie diesen Job und wechselte nach Zürich, wo Gabriela Oeschger als Quartierteamleiterin tätig war. Im grössten Sozialdienst der Schweiz mit 900 Mitarbeitenden war die Mitwirkungsmöglichkeit eines Einzelnen jedoch beschränkt. Sie entschied, sich für die ausgeschriebene Stelle als Geschäftsführerin beim Verband Soziale Dienstleistungen Region Brugg zu bewerben. Denn sie sei gerne in Führungspositionen. «Einen Gesamtauftrag mit einem Team zu erfüllen, das reizt mich», sagt sie.

Allen Parteien gerecht werden

Gabriela Oeschger ist gewappnet. Das muss sie auch sein, denn die Erwartungen von unterschiedlichen Seiten sind hoch. Hier die Gemeinden, die den Verband finanzieren, da der Vorstand, der erwartet, dass alles so umgesetzt wird, wie es angedacht ist. Und dann sind da noch die Gerichte, die innert einer gewissen Frist qualitativ gute Arbeit erwarten.
Nicht zuletzt gilt es auch Rücksicht auf die Mitarbeiter zu nehmen, die bezüglich Arbeit hohe Erwartungen mitbringen. «Ich als Geschäftsführerin versuche, allen Parteien gerecht zu werden. Im Wissen darum, dass das nicht geht», sagt Gabriela Oeschger. «Aber ich will versuchen, es möglichst zu erreichen.»

Ein grosses Thema für Gabriela Oeschger sind die Finanzen. «Transparenz und der Informationsfluss sind sehr wichtig. Vor allem auch bezüglich Finanzen.» Sie konkretisiert: «Der Verband kostet mehr, als es zuvor die Vereine taten. Darum ist es wichtig, dass man auch in der Qualität einen Unterschied merkt.»
Mit den 3,5 Millionen Franken Budget müsse man sorgfältig umgehen. «Das sind wir den Steuerzahlern schuldig.» Es sei auch klar, dass die beteiligten Gemeinden wissen wollen, wofür das Geld eingesetzt wird. «Hier versuchen wir, möglichst transparent zu sein, ohne den Datenschutz zu verletzen.»

Nebst dem Kerngeschäft der jeweiligen Abteilungen stehen zurzeit die Arbeitsabläufe innerhalb des Verbands im Vordergrund. «Wir müssen hier eine Struktur hineinbringen», sagt Gabriela Oeschger. «Die Mitarbeiter aus den verschiedenen Bereichen arbeiten unterschiedlich. Hier sind drei verschiedene Arbeitskulturen aufeinandergeprallt.
Verständlich, dass sich die Mitarbeitenden nun klare Abläufe wünschen.» Es sei wichtig, dass alle auf der gleichen Ebene sind und dass die Schnittstellen geklärt seien. «Diese drei Kulturen auf einen Nenner zu bringen sowie das Budget im Griff zu haben, das sind für mich die grössten Herausforderungen», ergänzt die Geschäftsführerin.

Geplanter Umzug gibt zu tun

Viel zu tun gibt auch der bevorstehende Umzug. Im Moment ist der Verband an vier unterschiedlichen Standorten untergebracht. Entsprechend weit sind die Wege. Darum werden per 1. Januar 2017 die drei Stockwerke oberhalb des Bioladens Buono an der Schulthessallee bezogen. Oeschger betont, dass der Regionalverband Dienstleistungen für alle Einwohner des Bezirks anbietet. «Wir sind nicht nur ein Angebot der Stadt Brugg, auch wenn wir hier unsere Räumlichkeiten haben.» Auch das Erstellen eines Prozesshandbuchs ist als Ziel für die kommenden zwei Jahre definiert.

Periodisch möchte Gabriela Oeschger als Geschäftsführerin an die Gemeinden gelangen, um den Kontakt zu pflegen und die Bedürfnisse herauszuspüren. «Wir nehmen uns vor, regelmässig Zahlen bekannt zu geben», so Oeschger. In welchem Zeitraum, sei noch nicht definiert. Ebenfalls in der Brainstorming-Phase ist das Logo des Verbands. Klar ist: Der Schwarze Turm wird nicht vorkommen, da der Verband nicht als Angebot von der Stadt Brugg alleine wahrgenommen werden will.

Verband Soziale Dienstleistungen Region Brugg

So viele Mitarbeitende sind beschäftigt

Der Verband Soziale Dienstleistungen Region Brugg beschäftigt 32 Mitarbeitende. 19 Stellen gibt es beim KESD (910 Stellenprozent), 3 sind es bei der JFB (190 Stellenprozent), 8 Stellen bei der MVB (230 Stellenprozent). Neu dazugekommen ist die Stelle der Geschäftsführung (90 Prozent) und der Leiterin Finanzen (40 Prozent). Das Budget des Verbands beträgt 3,5 Millionen Franken. Den Vertrag für den Verband haben sämtliche 25 Gemeinden des Bezirks unterschrieben. Lediglich im Bereich der Jugend- und Familienberatung (JFB) sind fünf Gemeinden des Bezirks nicht mit dabei: Birr, Brugg, Hausen, Villigen und Windisch. (jam)