Montagsporträt
Nachwuchsreiterin Chantal Müller auf dem Sprung nach ganz oben

Die 20-jährige Springreiterin Chantal Müller aus Veltheim will international hoch hinaus.

Ruth Müller
Drucken
Keine Hürde zu hoch: Chantal Müller aus Veltheim hat ihre Karriere im Springsattel im Fokus.

Keine Hürde zu hoch: Chantal Müller aus Veltheim hat ihre Karriere im Springsattel im Fokus.

Ruth Müller

Chantal Müller gehört im Springsattel zu den besten Nachwuchsreitern in ganz Europa. Die 20-Jährige stammt aus einer pferdesportbegeisterten Veltheimer Familie und weilt derzeit in einem belgischen Profi-Turnierstall, wo sie sich dank eines Stipendiums reiterlich weiterbildet.

Chantal Müller hat geschafft, wovon unzählige junge Springreiter träumen. Dank ihrer guten Leistungen ist sie in die Young Riders Academy des International Jumping Riders Club aufgenommen worden. Jedes Jahr erhalten sechs europäische Nachwuchstalente zwischen 18 und 23 Jahren die Chance, während eines halben Jahres im Stall eines internationalen Topreiters Profi-Luft zu schnuppern. Chantal Müller weilt seit Anfang August auf der Anlage des belgischen Ausbilders Gilbert de Roock in der Region Brüssel. Mit der Solothurnerin Emilie Stampfli erhielt eine zweite Schweizer Reiterin eines der begehrten Stipendien: Sie trainiert nun beim Weltklassereiter Kevin Staut.

Reitet täglich zwei eigene Pferde

«Es macht mich stolz, für dieses Programm ausgewählt worden zu sein», sagt Chantal Müller. «Zu Beginn meines Aufenthalts ist es mir nicht leicht gefallen, plötzlich komplett auf eigenen Füssen zu stehen. Nun habe ich mich gut eingelebt und versuche, möglichst viel zu profitieren.» Jeden Tag reitet sie ihre eigenen beiden Pferde: Die beiden Holsteiner Schimmelstuten U Tabasca und Wonderful Wendy. «Beide sind sehr talentiert und haben enormes Springvermögen. Ich habe vollstes Vertrauen in sie und kann mich im Parcours immer auf sie verlassen.» Auch hilft sie den beiden Bereitern des Stalles sowie der bekannten spanischen Springreiterin Pilar Cordon beim Bewegen deren Pferde. «Für das gezielte Springtraining ist Gilbert de Roock zuständig. Dabei lerne ich, wie ich meine Pferde fit halte und wie ich sie optimal auf Turniere vorbereite.»

Dass Müller in ihrer jungen Karriere bereits grosse Erfolge erzielt hat, ist kein Zufall. Sie geniesst den Rückhalt einer engagierten Rösselerfamilie, hat mehrere Spitzenpferde, verfügt zu Hause über eine eigene Reitanlage und kann mit Heidi Hauri auf eine erfahrene Trainerin zählen. Zudem bringt sie viel Talent, Wille und Freude ein. Alle Voraussetzungen, um es im Springparcours weit zu bringen. Zu EM-Gold mit dem Schweizer Team ist sie letztes Jahr in der Alterskategorie «Young Riders» bereits gesprungen. Ihre Grand-Prix-Klassierungen in Redefin, Amriswil und Arezzo – alle im Sattel der aus eigener Zucht stammenden U Tabasca – sind ebenfalls hoch einzuschätzen. Verläuft ihre Karriere weiterhin nach Plan, ist das erst der Anfang.

Familieninterne Konkurrenz

Die amtierende Aargauer Kantonsmeisterin hatte schon immer ein spezielles Flair für das Springreiten: «Mich fasziniert der Teamgeist von Mensch und Pferd. Zusammen kämpfen, gemeinsam etwas erreichen.» Die Müllers sind in der Springreitszene auch durch Chantals jüngere Schwestern Adrienne und Marielle bekannt. Und die familieninterne Konkurrenz belebt das Geschäft. Die drei ehrgeizigen Mädchen spornen sich gegenseitig an, jede möchte die Beste sein. Doch ziehen alle am gleichen Strick, auch wenn es gilt, die Pferde zu versorgen und die eigene Reitanlage in Schuss zu halten.

Diese ist idyllisch gelegen, unweit von Schloss Wildenstein im südlichen Teil Veltheims. Das weitläufige Reitgebiet, entweder am Jurahöhenzug der Gisliflue oder entlang der Aare, liegt direkt vor der Stalltüre. Der Erfahrungsaustausch in der Familie sei wertvoll, und der Spass komme ebenfalls nicht zu kurz. Auf gute Tipps und die Hilfe ihrer Mutter Annette, welche sie auch zu den Turnieren begleitet, kann Chantal Müller stets zählen. «Meine Familie gibt mir Kraft und unterstützt mich Tag und Nacht. Ohne sie wäre ich heute nicht dort, wo ich jetzt bin.»

Während der letzten Jahre, in der Zeit als Schülerin an der Sportkanti, hat Chantal Müller eng mit dem Stall Hauri in Seon zusammengearbeitet. «Ich habe dort sehr viel gelernt und durfte immer wieder Hauri-Pferde an Turnieren vorstellen.» Im kommenden Jahr möchte sie einen guten Übergang von den Jungen Reitern zur Elite schaffen. Und beruflich soll die Ausbildung an der Fachhochschule Brugg-Windisch zur Lehrerin folgen. «Je nachdem, wie es mit dem Reiten läuft, darf dies aber auch noch ein Weilchen warten.»