Brugg
Jugendkulturhaus Piccadilly erhielt einen neuen Anstrich

Urban Art oder wenn Sprayen zur Kunst wird: Im Rahmen des Events «Urban Art Brugg» erhielt das Jugendkulturhaus Piccadilly einen neuen Anstrich. «Wir wollen mit diesen Bildern auch die Kinder animieren, sich der Kunst zu widmen.»

Philippe Neidhardt
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Richtig Sprayen ist eine hohe Kunst. Philippe Neidhart

Richtig Sprayen ist eine hohe Kunst. Philippe Neidhart

Der Geruch von Farbe hängt in der Luft. Kurz wird die Dose geschüttelt, dann sprayt der Mann mit dem schwarzen Kapuzenpullover, sein Gesicht hinter einer Maske verborgen, wieder konzentriert auf die Wand.

Und dies für einmal völlig legal. Ermöglicht hat dies «Urban Art Brugg», die während des Pfingstwochenendes im und um das «Piccadilly» über die Bühne ging.

Vor der Aktion musste einiges an Vorarbeit geleistet werden, so wurden die Wände grundiert und die Fenster fein säuberlich abgeklebt, um sie vor der Farbe aus der Dose zu schützen.

Nun war das Gemäuer des «Piccadillys» bereit, um mit kunstvoll gestalteten Graffiti verziert zu werden. Die Räumlichkeiten des Jugendkulturhauses dienten in diesen zwei Tagen ihrerseits als Museum für sogenannte «Urban Art».

10 Bilder

AZ

Nebst gesprayten Bildern gab es eine Vielzahl an Zeichnungen zu sehen, doch auch kunstvoll verzierte Shirts wurden ausgestellt und zum Kauf angeboten.

Für Igor Simonides, Leiter «Piccadilly», steht fest: «Urban Art ist eine Jugendkultur – es handelt sich bei ihnen um kreative junge Erwachsene.» Es sei deshalb ihre Aufgabe, ihnen den benötigten Raum zur Verfügung zu stellen.

Der Begriff «Urban Art» ist keinesfalls zu verwechseln mit Graffiti. Zwar stammen die Einflüsse ursprünglich aus dem Bereich des Hip-Hops, allerdings hat sich die Szene im Laufe der Jahre weiterentwickelt.

Illustrationen vermischen sich mit Grafiken und neuen Medien, es werden T-Shirts bedruckt und mit verschiedensten Materialien gearbeitet. Eine kreative Auseinandersetzung mit der nächsten Umgebung steht im Mittelpunkt dieser Kunstform.

Ein gutes Beispiel sind die «Qualitylovers», ein Künstlerkollektiv aus Deutschland, das seine Werke im Piccadilly ausstellen durfte. Die teilweise verstörenden Bilder – James Dean oder der Papst mit Laseraugen – ziehen die Aufmerksamkeit bereits nach kurzer Betrachtung auf sich.

Stetige Veränderung

Im Gegensatz zu Graffiti sei Urban Art galeriefähig, sagt Markus Wendt – oder Captn, wie sich der Künstler und Mitorganisator der «Urban Art Brugg» selbst nennt.

Ein Beweis hierfür ist die von ihm und dem Aargauer «Obnothor» gestaltete Bilderreihe «Kids with Cons», welche die Wände des Cafés im «Piccadilly» zieren.

Wie der Name bereits vermuten lässt, zeigen die in Gelb- und Rottönen gehaltene Bilder Jugendliche mit Spraydosen in der Hand.

Im Hintergrund zeichnen sich in feinen Strichen Vögel ab. «Wir wollen mit diesen Bildern auch die Kinder animieren, sich der Kunst zu widmen», erklärt der Captn.

Es ist bereits das zweite Mal, dass in Brugg ein solcher Anlass stattfindet. Damit übernimmt das «Piccadilly» in der Deutschschweiz eine Pionierrolle. Denn anders als in Deutschland, wo ganze Messehallen mit Urban Art gefüllt werden, ist diese Art von Kunst hierzulande grösstenteils unbekannt.

Dennoch strahlt sie für den Zuschauer eine spezielle Anziehung aus. Keyo, ein Künstler der «The Gunks Crew», bringt es auf den Punkt: «Das Leben ist stetiger Veränderung unterworfen, genauso verhält es sich mit dem Raum, in dem wir uns bewegen.»

So müssten auch die Bilder, die nun das «Piccadilly» zieren, bei der nächsten «Urban Art» wohl neuen Malereien weichen.