Hausen
Ammann Eugen Bless: «Die Ressortinhaber Finanzen der letzten Jahre haben mich nicht überzeugt»

Bei den Gesamterneuerungswahlen am 13. Juni kandidiert der Parteilose für eine weitere Amtsperiode. Es sollte seine letzte als Gemeindeammann sein. Die AZ hat den 67-Jährigen gefragt, welche Aufgaben er abgibt, falls er das Finanzressort übernimmt, und warum der erste Wahlgang zwei Monate früher stattfindet als vor vier Jahren.

Claudia Meier
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Gemeindeammann Eugen Bless sitzt seit 2006 im Gemeinderat Hausen.

Gemeindeammann Eugen Bless sitzt seit 2006 im Gemeinderat Hausen.

Bild: Chris Iseli
(17. Mai 2021)

In Hausen ist Eugen Bless als Gemeindeammann zuständig für Legislative, Exekutive, Kommissionen, Personal, Medien, Information, Gemeindeentwicklung, Feuerwehr, Energie, Gemeindewerk, Abwasser, Wasser und Gemeindestrassen. Bei einer Wiederwahl plant er, das Ressort Finanzen nun selber zu übernehmen. «Die Ressortinhaber Finanzen der letzten Jahre haben mich nicht überzeugt», sagt Bless zu seiner Motivation.

Zur Erinnerung: Das Stimmvolk von Hausen lehnte das Budget 2021 mit einer Steuerfusserhöhung von 7% respektive 6% zweimal ab. Dann legte der Regierungsrat den Steuerfuss neu auf 105% fest. Eugen Bless will nun sicherstellen, dass damit die Fremdfinanzierung auf unter 2500 Franken pro Einwohner gesenkt wird.

Gerechnet wird mit zwei Wahlgängen

Welche Aufgaben er abgeben würde, wenn er wie angekündigt die Finanzen übernehmen könnte, kann der Gemeindeammann noch nicht sagen. Das komme auf die Eignungen und Fähigkeiten der neu gewählten Gemeinderatsmitglieder an. Bekanntlich kandidieren sechs Neue und drei Bisherige für die fünf Gemeinderatssitze. Bless wird als Ammann von Neuling Andreas Arrigoni herausgefordert (beide parteilos).

Das Gemeindehaus Hausen.

Das Gemeindehaus Hausen.

Bild: Sandra Ardizzone (14. Juli 2020)

Warum findet der erste Wahlgang dieses Mal bereits am 13. Juni statt? Vor vier Jahren wurde erst im August gewählt. Bless sagt: «Als bekannt war, dass es im Gemeinderat zwei Rücktritte gibt, mussten wir mit zwei Wahlgängen rechnen.» Der zweite Termin wurde auf den 26. September festgelegt. Dann bleiben noch drei Monate, um die Ressorts festzulegen und die Übergaben zu organisieren. Zudem dürfte mit den beiden Wahlterminen an offiziellen Abstimmungswochenenden die Stimmbeteiligung wieder höher ausfallen als im August 2017, als sie bei tiefen 15% lag.

Bless lebt mit seiner Familie seit 1996 in Hausen. Zehn Jahre später wurde er in den Gemeinderat gewählt, dem er nun seit ebenfalls zehn Jahren als Ammann vorsteht. Der zweifache Familienvater wendet – insbesondere seit seiner Pensionierung im 2019 – rund 800 Stunden pro Jahr für sein Milizamt auf. Er ist auch in jenen Bereichen sattelfest, für die er nicht persönlich zuständig ist.

Infrastrukturprojekte in der Höhe von 32 Mio. Franken

Der 67-Jährige hat sich zum Ziel gesetzt, die Gemeinde in vier Jahren in bestem Zustand an einen geübten Gemeinderat und zukünftigen Gemeindeammann zu übergeben. Während seiner bisherigen Zeit im Gemeinderat sind in Hausen 1000 Einwohner zugezogen. Die Infrastruktur musste entsprechend angepasst werden. In dieser Zeit wurden Projekte in der Höhe von 32 Millionen Franken abgeschlossen.

Die neue Mehrzweckhalle mit Gemeindesaal in Hausen.

Die neue Mehrzweckhalle mit Gemeindesaal in Hausen.

BIld: Sandra Ardizzone (14. Juli 2020)

Die Stichworte lauten Sport- und Freizeitanlagen, Lindhofschulhausanbau sowie Mehrzweckhalle mit Gemeindesaal. Letztere sorgt noch immer für viel Unmut in der Bevölkerung, weil die Gesamtkosten um etwa 1 Million Franken überschritten wurden. Unter dem Strich seien die Projekte der letzten Jahre gesamthaft mit einer Kostenunterschreitung von 650'000 Franken abgeschlossen worden, rechtfertigt sich Eugen Bless.

Warum wurden die höheren Kosten bei der Mehrzweckhalle nicht proaktiv kommuniziert und ein Nachtragskredit beantragt? Gemeindeammann Bless sagt:

«Die Halle ohne Erdwärme hat eine Kreditüberschreitung von 2,2 %.»

Das Problem sei nur die Erdwärme mit einer Überschreitung von 69% gewesen. Dieser Kredit werde an der Gmeind vom 17. Juni noch einmal behandelt. Im vergangenen November habe es so viele Traktanden gegeben, dass es nicht möglich gewesen sei, für das Stimmvolk auf jedes Detail einzugehen. «Sicher wäre es besser gewesen, wenn ich dem Erdwärmekredit mehr Zeit eingeräumt hätte», sagt Bless selbstkritisch.

Bei der Abrechnung obere Parkstrasse, die auch an der Gmeind vom 17. Juni vorgelegt wird, sei der Kredit von 650'000 Franken um 312'000 Franken unterschritten worden. Die in einem Leserbrief kritisierte Streichung der Beteiligungen an der Badi Heumatten in Windisch oder bei der Gesellschaft Pro Vindonissa begründet Bless mit dem Sparauftrag nach der Ablehnung des Budgets.