Der Neumarkt ist Bruggs Visitenkarte. Was hier passiert, interessiert die Bevölkerung in der Region. Die AZ hat mit Marcel Aebi von der Privera AG über die Zukunft des Einkaufszentrums gesprochen.
Auf dem Brugger Neumarktplatz wehen seit Anfang August neue weisse Fahnen. Während des Stadtfests hat dienstags und freitags der Wochenmarkt hier stattgefunden. Das Einkaufszentrum Neumarkt mit seinen 30 Fachgeschäften und rund 4,5 Millionen Kunden pro Jahr ist vor allem für Zugsreisende oft das Erste, das sie mit Brugg in Verbindung bringen.
Der seit langem sanierungsbedürftige Neumarktplatz sowie die freien Ladenflächen beschäftigen nicht nur die Eigentümerschaft, sondern auch Kunden und Passanten.
Wir haben uns mit dem Eigentümer-Vertreter Marcel Aebi über die aktuellen Herausforderungen und die Zukunft des Einkaufszentrums unterhalten.
Aebi ist Teamleiter Bewirtschaftung Geschäftshäuser bei der Privera AG, die sich um die Vermietung der Laden- und Büroräumlichkeiten kümmert.
Marcel Aebi: Zum ersten Mal sah ich den Neumarkt, als ich während meiner Elektriker-Lehre in Brugg die Berufsschule besuchte. Da, wo der Neumarkt 2 steht, klaffte noch eine grosse Baugrube.
Seit 18 Jahren.
Der Neumarkt 1 ist bereits über 40 Jahre alt. Vor gut 10 Jahren haben wir mit der strategischen Neuausrichtung des Einkaufszentrums begonnen. Wir haben sehr viel Geld in die nötigen Anpassungen investiert.
In dieser Zeit hat auch das Internetshopping enorm zugenommen. Seit 2012 erstrahlt der Neumarkt 2 nach einer gründlichen Revitalisierung in neuem Glanz. Nach der Wiedereröffnung hatten wir eine Vollvermietung.
Genaue Zahlen kann ich nicht nennen. Die Umsatzzahlen waren in den letzten 10 Jahren leicht rückläufig. Vor allem während der Revitalisierungsphase 2011/12 sowie während des Umbaus der Migros im Jahr 2015 fehlten viele Einnahmen. Letztes Jahr war wieder ein gutes Jahr für den Neumarkt.
Ja, diese Einbusse konnten wir beispielsweise mit der Eröffnung des Nagelstudios und des Spielwarengeschäfts kompensieren.
Nein, unsere Messung mit Lichtschranken ist nicht zuverlässig genug, dass wir Zahlen nennen können. Wir beobachten aber damit, dass die Frequenz in den letzten Jahren nicht abgenommen hat. Wir wollen die Messung optimieren und neue Kameras – noch ohne Gesichtserkennung – bei den Haupteingängen und Rolltreppen installieren.
Vor allem im Untergeschoss vom Neumarkt 2 sind insgesamt etwa 870 Quadratmeter frei. Im ersten Obergeschoss kann die Fläche des Interdiscount-Ladens ab März 2020 gemietet werden. Dieser Standort wird noch attraktiver, wenn wir ab Herbst 2020 eine neue Passerelle zum Neumarkt 3 bauen.
Nein, unterschrieben ist noch nichts. Wir sind natürlich immer am Verhandeln, aber dazu kann ich derzeit nichts sagen. Grundsätzlich werden aber eher grosse als kleine Verkaufsflächen gesucht. Da müssen wir uns immer auch fragen, ob es bauliche Anpassungen braucht und was möglich ist.
Ja, s’Presäntli wird den Neumarkt per Ende Februar 2020 verlassen.
Auch dazu kann ich aktuell nichts sagen. In der Vergangenheit haben viele Grossverteiler auf der grünen Wiese neue Filialen gebaut. Das ist in Brugg wegen des Platzmangels nicht mehr möglich. Also müssten Aldi, Lidl und weitere grössere Retailer hier andere Optionen prüfen, wenn sie nach Brugg kommen möchten.
Nein, das ist noch nicht klar. Dieser Entscheid liegt bei H&M. Die Passerelle wird unabhängig vom H&M-Entscheid gebaut, um die beiden Gebäude besser miteinander zu verbinden. Der neue Gastrobetrieb wird auf jeden Fall im Erdgeschoss Neumarkt 3 gleich neben dem Eingang entstehen.
Nein, es gab keine Einsprache gegen unser Bauvorhaben. Wir begannen 2016 mit einem Vorprojekt für die Wohnungen und haben letztes Jahr auch noch die dringend nötige Fassadensanierung beim Neumarkt 3 und den Bau der Passerelle dazugenommen.
Im zweiten und dritten Obergeschoss wird es neue Büros geben. Mit neuen Wohnungen in Bahnhofsnähe haben wir von Privera beispielsweise beim Neumarkt Oerlikon schon sehr gute Erfahrungen gemacht.
Wir haben sie rechtzeitig informiert. Natürlich könnten sie zurückkommen. Das dürfte aber schwierig werden, weil sie für die Bauphase von fast zwei Jahren eh einen neuen Standort suchen müssen.
Falls etwas frei wird, könnten wir Räume im Neumarkt 1 anbieten. Momentan sind dort aber alle Räumlichkeiten vermietet.
Ja, ich glaube daran, weiss aber nicht, ob ich es noch erleben werde. Ich bin jetzt 58 Jahre alt. Seit 15 Jahren ist die Platzumgestaltung bei der Stadt ein Thema.
Der Brunnen war schon damals nicht mehr zeitgemäss und sollte entfernt werden. Dies liegt aber in der Entscheidungshoheit der Stadt Brugg. Unsere Gebäude, in die wir viel Geld investieren, sind nur über die Tiefgarage miteinander verbunden.
Ja, natürlich. Einmal kam es fast zu einem Schaden und kürzlich ist es passiert. Wir sind nun mit der Stadt am Abklären, woran es liegen könnte. Denn wenn es stark regnet, dringt das Wasser nicht in den Neumarkt.
Das sind oft Gerüchte. Beispielsweise, dass Vögele Shoes in den Interdiscount im Neumarkt 2 wollte, stimmt so nicht. Wir haben Vögele Shoes dafür angefragt.
Das erste Obergeschoss ist aber nicht die attraktivste Verkaufsfläche. Dass wir nicht übertriebene Mietzinsen verlangen, zeigt der Umstand, dass Amsler Spielwaren von der Altstadt in den Neumarkt 2 gewechselt hat.
Wir können nicht einfach ein Inserat machen und dann melden sich die Ladenbetreiber. Die Vermietung wird durch unser Center Management, das über ein grosses Netzwerk verfügt, betreut.
Es wird sehr genau geprüft, welcher Mietermix für Brugg geeignet ist. So können wir auf potenzielle Mieter zugehen. Vereinzelt bekommen wir auch Anfragen. Oft fehlt es vor allem bei kleineren Geschäften an einem konkreten Konzept.
Das ist unterschiedlich. Ein Kleider- oder Schuhladen beispielsweise würde mittlerweile wieder Sinn machen.
Das haben wir natürlich auch schon abgeklärt. Leider können wir keinen Standort für einen Drive-in anbieten, wie ihn sich McDonald’s wünscht. Dazu kommt, dass es im Untergeschoss aus technischen Gründen wie Abluft etc. sehr schwierig wäre. Wenn wir den Neumarkt heute neu bauen würden, sähe vieles anders aus.
Ja, in Zürich geht das auch nicht. Aber dort ist die Kundenfrequenz einiges höher als in Brugg. Am Abend ist der Neumarktplatz leer.
Das liegt nicht nur am Einkaufszentrum, sondern auch an den Bruggern, die gerne nach Baden oder Zürich in den Ausgang gehen. Ein Fastfood ist auch am Abend auf eine hohe Kundenfrequenz angewiesen. Das spricht nicht für eine Filiale in Brugg.
Dazu braucht es Aussenfläche. Wir haben das mit der Migros auch schon angeschaut. Es lässt sich aber aktuell nicht realisieren. Dazu kommt, dass der Bau & Hobby vor Jahren von der Migros unter anderem auch geschlossen wurde, weil er nicht gut genug lief.
Als Erstes werden wir die Fassade vom Neumarkt 2 und 3 erneuern. Im Neumarkt 1 läuft mit dem Haustechnikprojekt vieles im Hintergrund. Das ist für den Kunden nicht sofort sichtbar. Grundsätzlich brauchen wir eine Vollvermietung, dann kommen auch viele Kunden. Auf dieses Ziel arbeiten wir intensiv hin.
Es ist vorgesehen, dies mit dem Haustechnikprojekt umzusetzen.
Die Kundschaft darf sich überraschen lassen. Bereits bewilligt ist die neue Fassade vom Neumarkt 2 und 3. Auch für den Neubau der Passerelle-Verbindung zwischen Neumarkt 2 und 3 haben wir grünes Licht.
Nicht zuletzt darf sich Brugg darauf freuen, dass bisherige Büros in attraktive Wohnungen umgewandelt werden, in unmittelbarer Nähe von Einkaufsmöglichkeiten und öffentlichem Verkehr. Es passiert einiges beim Neumarkt!