Brugg/Windisch
«Wir sind nicht auf der Suche nach Problemen»: City Patrouille schritt in zehn Monaten bei über 700 Vorfällen ein

Am Freitag zogen die Beteiligten an der Massnahme zur Erhöhung der Sicherheit rund um den Bahnhof Brugg/Windisch eine erste Bilanz.

Maja Reznicek
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Von links: Heidi Ammon (Gemeinde Windisch), Andreas Lüscher (Regionalpolizei Brugg), Thomas Zweifel (PDAG), Samuele Gumina (Alpha Security Sicherheitsdienste AG), Barbara Horlacher (Stadt Brugg) und Dominik Thérmeg (FHNW) spannen zusammen.

Von links: Heidi Ammon (Gemeinde Windisch), Andreas Lüscher (Regionalpolizei Brugg), Thomas Zweifel (PDAG), Samuele Gumina (Alpha Security Sicherheitsdienste AG), Barbara Horlacher (Stadt Brugg) und Dominik Thérmeg (FHNW) spannen zusammen.

Maja Reznicek

Littering, die Missachtung des Rauchverbots und insbesondere Sachbeschädigung und Verunreinigung der WC-Anlagen: Die Neumarkt-Unterführung beschäftigte die Stadt Brugg vor eineinhalb Jahren stark. Ende 2019 habe das Ausmass der Verwüstung, so Stadtammann Barbara Horlacher an der Pressekonferenz vom Freitag, sowohl für die Bevölkerung als auch für den städtischen Werkdienst einen Höhepunkt erreicht.

Barbara Horlacher, Stadtammann Brugg.

Barbara Horlacher, Stadtammann Brugg.

zvg

Die Regionalpolizei (Repol) Brugg führte darauf zusätzliche Kontrollen durch. Horlacher sagt:

«Die Einsätze haben kurzfristig geholfen, langfristig war es aber keine Lösung.»

Schliesslich könne sich die Polizei nicht nur um eine WC-Anlage kümmern. «Es war klar, dass wir einen zusätzlichen Partner brauchen», ergänzt Polizeichef Andreas Lüscher.

Im Austausch mit den Ladenbesitzern des Neumarkt 1 und 2 – die bereits auf einen privaten Sicherheitsdienst setzten – kam die Stadt Brugg im März 2020 auf die Idee, das Problem gemeinsam anzugehen. Neun Monate später war die Frucht dieser Zusammenarbeit geboren: die City Patrouille.

Seit November fungieren dafür Mitarbeitende der Alpha Security Sicherheitsdienste AG gemäss Lüscher als «verlängerter Arm» der Repol. Dank dieser Verstärkung habe man schnell eine Verbesserung der Situation auf der Brugger Seite festgestellt, sagt Horlacher. Doch in Windisch sah das anders aus.

«Regionalpolizei leistete massiv vermehrt Einsätze»

Die Problematik verschob sich durch den einseitigen Einsatz der City Patrouille nach Windisch.

Heidi Ammon, Gemeindepräsidentin Windisch.

Heidi Ammon, Gemeindepräsidentin Windisch.

Alex Spichale

Heidi Ammon erklärt:

«Die Regionalpolizei leistete massiv vermehrt Einsätze, fast schon grössere als zuvor auf der Brugger Seite.»

Insbesondere die unerfreuliche Lage vor dem Coop Pronto verschlimmerte sich laut der Gemeindepräsidentin.

Von der Verschiebung des Brennpunkts betroffen, seien auch andere Parteien gewesen, etwa die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) oder die Psychiatrische Dienste Aargau AG (PDAG). Man habe sich deshalb mit allen involvierten Playern an einen Tisch gesetzt. Das Ergebnis der Zusammenarbeit ist seit diesem Sommer spürbar: Die City Patrouille verkehrt laut Lüscher nun im Raum Neumarkt, Bahnhof, Campus und bei der Verbindung zum lokalen Standort der PDAG.

Ziele bei der Einführung der Patrouille seien die Erhöhung der uniformierten Präsenz, die Verhinderung von Straftaten, die Eindämmung der Szenenbildung sowie verkürzte Interventionszeiten gewesen. Zudem markiere man mit der City Patrouille während der hoch frequentierten Zeiten am Bahnhof und im Umfeld Präsenz und kontrolliere Parkhäuser, Plätze und Räumlichkeiten der Vertragspartner.

Die Neumarkt-Unterführung.

Die Neumarkt-Unterführung.

Janine Müller

Finanziert wird die City Patrouille von den Projektbeteiligten gemeinsam. Welche Kosten die Gemeinden dafür tragen, war bis Redaktionsschluss nicht bekannt.

Wie viele Angestellte von Alpha Security als City Patrouille unterwegs sind, wollte der stellvertretende Geschäftsführer Samuele Gumina «aus taktischen Gründen» nicht verraten. Feststeht, dass diese zum «Eigenschutz ausgerüstet» sind: «Wir sind nicht auf der Suche nach Problemen, sondern agieren präventiv. Wir unterstützen Bevölkerung und Regionalpolizei.» Mit «Störefrieden» suche man zuerst den Dialog, könne aber auch die Repol aufbieten.

62 Wegweisungen von Problempersonen erfolgten

Insgesamt ziehen die Projektverantwortlichen eine positive Bilanz zur City Patrouille. Von November 2020 bis August 2021 kam sie bei über 700 Vorfällen (u. a. 62 Wegweisungen und 32 Diebstähle bzw. -Verdachte) zum Einsatz. Die uniformierte Präsenz im ausgewählten Gebiet sei wahrnehmbar, die Rückmeldungen der Bevölkerung positiv, führte Andreas Lüscher aus.

Andreas Lüscher, Chef der Regionalpolizei (Repol) Brugg.

Andreas Lüscher, Chef der Regionalpolizei (Repol) Brugg.

Janine Müller

Man könne präventiv und proaktiv Eingreifen bei der Störung der öffentlichen Sicherheit, Ruhe und Ordnung. Genauso könnten Auseinandersetzungen oder neue Hotspots früh erkannt und gezielte Kontrollen von Problempersonen durchgeführt werden. Es komme zu einer Beruhigung der Situation im Zentrum und am Bahnhof.

Auch die anderen an der Pressekonferenz anwesenden Vertragspartner zeigten sich positiv: Man sei froh, dass der Weg zum Bahnhof in den Abend- und Nachtstunden nun für die Mitarbeiter sicher sei, sagte Thomas Zweifel, Geschäftsleitungsmitglied der PDAG. Dominik Thérmeg, Vertreter der FHNW, bezeichnete die Massnahme als «wirklich gute Sache».