Birr-Lupfig
«Entweder man gehört in den Wald oder nicht» – im Baukurs bilden sich angehende Forstwarte weiter und unterhalten die Infrastruktur

29 Lehrlinge aus dem ganzen Kanton Aargau sägen, hämmern und schaufeln während der Woche an verschiedenen Baustellen. Die Schulung gefällt den Teilnehmern, trotzdem fehlt im Berufsfeld geeignetes Personal.

Carla Honold
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Rafael Ruckli (17) absolviert seine Lehre im Forstbetrieb Thiersteinberg in Gipf-Oberfrick.

Rafael Ruckli (17) absolviert seine Lehre im Forstbetrieb Thiersteinberg in Gipf-Oberfrick.

Carla Honold

«Der fünftägige Kurs ist sehr intensiv», weiss Oliver Eichenberger. Er ist der Leiter des Baukurses, der vom 6. bis 10. September stattfindet. An acht Stationen beweisen die 29 Forstwarte in Ausbildung ihr Können und lernen Neues dazu. Je einen halben Tag verbringen die Lernenden aus dem ganzen Kanton auf den Baustellen entweder im Revier des Forstbetriebs Birr-Lupfig, im Fricktal oder im Freiamt.

52 Tage werden während der dreijährigen Forstwartlehre laut Micha Plüss für überbetriebliche Kurse eingesetzt. Er ist Ausbildungsverantwortlicher des Aargauischen Försterverbands und Leiter des Forstbetriebs Birr-Lupfig.

Während der Arbeit an den Entwässerungsrinnen lernen die Kursteilnehmer den Umgang mit Beton und Eisen.

Während der Arbeit an den Entwässerungsrinnen lernen die Kursteilnehmer den Umgang mit Beton und Eisen.

Carla Honold

Im Laufe des Baukurses entstehen kleinere Verbauungen und Erholungseinrichtungen. Im Birrer Wald beispielsweise ersetzen die Lehrlinge die Entwässerung des Wanderwegs, der unter dem Regen im Sommer litt. Sie bauen Treppen und Kanäle sowie Brücken. Wichtig ist Schulungsleiter Eichenberger, dass alle Baustellen einen praktischen Nutzen haben: «Draussen im Wald gibt es viel zu tun.»

Das Berufsbildungsheim ist erstmals Hauptstützpunkt

Oliver Eichenberger machte selbst die Lehre zum Forstwart und besuchte danach die Försterschule.

Oliver Eichenberger machte selbst die Lehre zum Forstwart und besuchte danach die Försterschule.

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Zum 27. Mal findet der Baukurs statt. Seit sieben Jahren organisiert Eichenberger die Schulung. Das Wetter habe sie während der Kurswoche noch nie im Stich gelassen. Ein Novum ist jedoch die Austragung an verschiedenen Orten mit dem Hauptstützpunkt beim Berufsbildungsheim in Birr. «Bisher läuft es gut. Zukünftig werden wir es wohl auch so machen.»

Auch mit den Lehrlingen ist Eichenberger, Leiter des Forstbetriebs Region Muri, zufrieden:

«Dieses Jahr haben wir eine sehr starke Klasse.»

Am Freitag endet die Schulung mit einer theoretischen Prüfung. Diese entscheidet zusammen mit den Bewertungen der Instruktoren über die Noten der Lehrlinge für den Baukurs.

Gilles Triponez (17) und Romano Müller (18) sägen den Baumstamm zurecht. Es entstehen Tische und Bänke.

Carla Honold

Gute Forstwarte sind Mangelware

«Es ist schwierig, passende Lehrlinge zu finden», so Eichenberger. Bewerbungen für die Lehrstellen gebe es zur Genüge, doch gute Forstwarte müsse man länger suchen. «Die Anforderungen an den Beruf sind in den vergangenen Jahren gestiegen.»

Man merke jeweils schnell, ob jemand für die Lehre gemacht ist. Förster Eichenberger weiss: «Entweder man gehört in den Wald oder nicht.» Auch entscheiden sich gemäss Eichenberger viele nach der Ausbildung zu einer Neuorientierung. Auf dem Arbeitsmarkt sind Forstwarte deshalb gesucht.

Silvano Wicht (20) schloss seine Lehre im Forstbetrieb Birr-Lupfig vor zwei Jahren ab.

Silvano Wicht (20) schloss seine Lehre im Forstbetrieb Birr-Lupfig vor zwei Jahren ab.

Carla Honold

Seinen Lehrabschluss hat Silvano Wicht bereits hinter sich. Im dritten Lehrjahr nahm auch er am Baukurs teil. Schon damals, vor zwei Jahren, sei die Schulung sehr beliebt gewesen. «Man sieht etwas Neues.» Jetzt unterstützt der 20-Jährige die Instruktoren. Der Forstwart im Betrieb Birr-Lupfig erklärt:

«Ich leiste Vorarbeit und mache nach den Arbeiten der Lehrlinge sauber.»
Während der Woche entstand ein neuer Weg inklusive Treppe in Birr.

Während der Woche entstand ein neuer Weg inklusive Treppe in Birr.

Carla Honold

Wicht ist zufrieden mit den Kursteilnehmern. «Sie machen es gut.» Die Arbeit im Wald gefällt ihm. «Auf der Suche nach einer Lehre habe ich mich gefragt, woher das Holz kommt. So stiess ich auf den Beruf Forstwart.» Trotzdem möchte Wicht nach der Berufsmaturität Physiotherapie studieren.

Drittlehrjahr-Stift: «Das kommt schon»

Unter den angehenden Forstwarten sind auch Fabian Thommen und Rafael Ruckli, die ihre Lehre in Zeihen respektive Gipf-Oberfrick absolvieren. Thommen gefällt der Job: «Ich wusste schon immer, dass ich gerne körperlich arbeite.» Bald nach der Lehre möchte er den Beruf aber wechseln.

Auf dem Michaelisweg ersetzen die Forstwartlehrlinge die Entwässerungsschalungen.

Auf dem Michaelisweg ersetzen die Forstwartlehrlinge die Entwässerungsschalungen.

Carla Honold

«An der Arbeit mag ich die Abwechslung und dass man etwas Gutes für die Natur tut», so Ruckli. Er möchte nach dem Lehrabschluss weiter im Betrieb tätig sein. Die Schulung gefällt den zwei 17-Jährigen. Thommen sagt: «Der Baukurs ist einzigartig und sehr interessant.» Im Hinblick auf die Abschlussprüfungen im Februar nächstes Jahr sind die beiden nicht nervös. «Das kommt schon», meint Ruckli.