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Aargau
Baudirektor Peter C. Beyeler konnte das Parlament für den Rückbau der Sondermülldeponie in Kölliken gewinnen. Im Interview äussert er sich zur fragwürdigen Rolle des Kantons und die Lehren, die daraus gezogen werden.
Was hat der Kanton in Kölliken falsch gemacht?
Die Frage darf heute so nicht gestellt werden, denn die SMDK wurde Ende der 70er-Jahre nach dem damaligen Standard erstellt und betrieben. Für die Beratung zog man renommierte Fachleute hinzu. Heute zeigt sich, dass der Standort wegen des Grundwasserschutzes falsch beurteilt wurde. Die Einlagerung und die Abdichtungen genügten deshalb nicht.
Der Aargau wollte doch den Müll hier ablagern und war für Bewilligungen und Aufsicht zuständig?
Der Aargau hat zusammen mit Kanton und Stadt Zürich sowie der Basler Chemie nach einer Lösung für die Entsorgung von Sonderabfällen gesucht. Man wollte unterbinden, dass diese weiterhin dezentral und relativ unkontrolliert abgelagert werden und so langfristig örtliche Grundwasservorkommen gefährden. Das Baudepartement hat einen geeigneten Standort evaluiert. Die Tongrube in Kölliken wurde ausgewählt, weil die beigezogenen Experten den Ort geologisch und hydrologisch als gut geeignet bezeichnet hatten.
Der Grosse Rat hat den Rückbau unter Ihrer Regie einstimmig genehmigt, waren Sie überrascht?
Nein, denn wir konnten gut begründen, dass die nötigen Sicherungsmassnahmen und eine gleichzeitige Überwachung der Deponie über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte letztlich teurer wären als ein Rückbau. Nach den Erkenntnissen über den Deponieinhalt und den Untergrund war dieser Entscheid der einzig richtige. Ich freue mich, dass ich die politischen Verantwortlichen vom Rückbau überzeugen konnte.
Die Rückbau-Kosten sind von 445 auf 770 Millionen gestiegen. Ist es am Schluss eine Milliarde?
Aus heutiger Sicht können wir das Budget einhalten, wenn keine ausserordentlichen Ereignisse eintreten. Die Sanierung der SMDK ist ein weltweit einzigartiges Projekt und wir konnten uns zu Beginn auf keine Erfahrungen abstützen. Wir mussten auch feststellen, dass die eingelagerte Abfallmenge rund 15 Prozent grösser ist als angenommen. Die Abfälle sind wegen durchgerosteter Fässer stärker quer kontaminiert. Der Rückbau läuft seit Beginn der 2. Etappe im März 2011 nach den terminlichen und finanziellen Vorgaben.
Beim Rückbau ist Halbzeit, was heisst das?
Damit ist der Beweis erbracht, dass eine solch heterogene Sondermülldeponie mit den heutigen technischen Möglichkeiten zurückgebaut werden kann. Mit jedem weiteren Rückbautag wird absehbarer, dass Kölliken künftig nicht mehr das «Dorf mit der Deponie» sein wird.
Was zieht die Politik für Lehren aus dem Debakel in Kölliken?
Wir müssen mit der Erzeugung von Abfällen sorgfältig umgehen und schon bei der Erstellung eines Produkts überlegen, wie es nach Gebrauch entsorgt oder verwertet werden kann. Der Lebenszyklus verpflichtet uns zur Nachhaltigkeit.