Nach Einsprachen und Debatten im Einwohnerrat und zwei Baugesuchen ist es nach Jahren der Planung nun so weit: Die 160 Millionen Franken teure Erweiterung beim Regionalen Pflegezentrum in Baden steht vor der Umsetzung. In einem ersten Schritt mussten Bäume und Sträucher weichen. So geht es weiter.
Die Ruhe vor dem Sturm: So könnte es nennen, wer beim Regionalen Pflegezentrum (RPB) in Baden vorbeikommt. Zahlreiche Bäume und Sträucher wurden hier zu Beginn des Monats gefällt. Nun deuten nur noch braune Flecken auf den Wiesen darauf hin, dass hier bis vor kurzem Bäume standen. Die Sicht auf die diversen Gebäude des Pflegezentrums ist beinahe freigelegt.
Die Rodungen sind ein unmissverständliches Zeichen dafür, dass der Baustart für das seit Jahren geplante, 160 Millionen Franke teure Projekt kurz bevorsteht. Und auch wenn es aktuell ruhig wirkt, so laufe einiges im Hintergrund: «Die Arealfreimachung geht weiter, bald werden die Bauabschrankungen und provisorischen Eingänge installiert», erklärt RPB-Direktor Hans Schwendeler. Dennoch: «Mit dem eigentlichen Bau geht es erst Mitte Jahr los.»
In diversen Neu- und Umbauten entstehen hier in den nächsten Jahren rund 300 Pflegebetten und 86 Alterswohnungen. Zukünftig kann das RPB spezialisierte Pflege – unter anderem in den Bereichen Demenz und Palliative Care – komplett am Standort Baden anbieten. Zudem entstehen eine Art «Dörfli» mit Läden und Restaurants, ein Spielplatz und ein öffentlicher Park mit Tiergehege. Auf den insgesamt 35’000 Quadratmetern Grundstücksfläche sollen fast 14’500 Quadratmeter als Grünfläche genutzt werden.
Gewünscht war eigentlich, im Frühling 2021 mit dem Bau zu starten. Jedoch hatten unter anderem Anwohner der Scharten- und Schönaustrasse eine Sammeleinsprache eingereicht. Sie bemängelten, dass durch die Grösse des Projekts ein Areal von grossem ökologischem Wert massiv verkleinert werde. Und mit dem Bau eine historisch gewachsene Garten- und Parkanlage zerstört und die Natur an den Rand gedrängt werde. Sie verlangten auch, den Bestand der Bäume entlang der Schönaustrasse zu garantieren.
Vor über einem Jahr kam es zu einer Einigung. Im März 2022 musste aber noch einmal ein Baugesuch aufgelegt werden, wofür im August dann eine rechtskräftige Bewilligung der Stadt vorlag. Im neuen Gesuch waren die drei Wohnblöcke mit Alterswohnungen an der Schönaustrasse um je ein Stockwerk reduziert worden. Im früheren Baugesuch hatten Einwender die verkürzte Sonnenscheindauer beanstandet.
Zudem wurden weitere Wohnnutzungen ins denkmalgeschützte «Palace»-Gebäude – bis 1978 das Städtische Krankenhaus und heute das Hauptgebäude – verlegt, damit die Anzahl Alterswohnungen beibehalten werden konnte. «Der Umbau des «Palace»-Gebäudes wird aber erst in Angriff genommen, wenn die Neubauten fertig sind und wir diese beziehen können», sagt Schwendeler. Wenn alles nach Plan läuft, soll das 2026 geschehen.
Die Rodungen Anfang März hätten – eher unerwartet für ihn - zu keinen Rückmeldungen aus der Bevölkerung geführt. «Ich hatte mit einigen Reaktionen gerechnet», sagt er. Der Quartierverein «Limmat rechts» wurde an seiner Generalversammlung über die Bautätigkeiten informiert und das Baumrodungskonzept war zuvor schon diverse Male kommuniziert worden; und sei natürlich auch ein Teil des Baugesuchs gewesen.
Dazu habe auch eine Beurteilung der Qualität aller Bäume gehört. So seien an der Schartenstrasse viele bereits geschädigt gewesen oder hätten bald ihr Lebensende erreicht. Diese hätten deshalb aus Sicherheitsgründen gefällt werden müssen. Alle anderen Bäume rund um den Park wurden stehen gelassen, auch die an der Schönaustrasse.
Die Grünflächen waren der Grund, warum im August 2020 das Bauprojekt im Badener Einwohnerrat diskutiert wurde. In einer dringlichen Anfrage wurde «Grünfläche statt Parkplätze» gefordert. Der Umgang mit dem anvertrauten öffentlichen Raum sei inakzeptabel. Es wurde kritisiert, dass, statt den verbleibenden Freiraum als Grünfläche zu erhalten, zusätzliche oberirdische Parkplätze erstellt würden.
Direktor Schwendeler wehrte sich dagegen und sagte damals gegenüber der AZ: Das oberirdische Parkfeld existiere bereits seit Jahrzehnten bei der Schönaustrasse und werde künftig gar auf 31 öffentliche Parkplätze verkleinert. Darunter ist eine Tiefgarage mit 102 Parkplätzen für die RPB-Angestellten und für die Bewohnenden der Alterswohnungen geplant.
Zwar würden mehrere Neubauten erstellt, im Gegenzug aber auch ältere Gebäude abgerissen, sagte er weiter. Das RPB werde auch in Zukunft eine grüne, der Öffentlichkeit jederzeit zugängliche Oase sein.