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Wegen einer Hecke wiesen die Erlinsbacher eine Teiländerung Bauzonenplan an den Gemeinderat zurück. Sie bezeichneten das Projekt als «Schildbürgerstreich» und «Scheinargument».
Bis kurz vor Schluss verlief die Gmeind einmütig. Es musste nachgestuhlt werden, damit alle 270 anwesenden Stimmberechtigten (von 2905) einen Platz fanden. Das Budget ging mit grossem Mehr durch. Es sieht bei einem von 95 auf 92 Prozent reduzierten Steuerfuss ein Minus von 70'500 Franken vor (ein Steuerfussprozent entspricht in Erlinsbach 100'000 Franken).
«Das ist vertretbar, ohne dass wir etwas verlottern lassen», so Gemeindepräsidentin Monika Schenker. Diskutiert wurde das Budget trotz der angenehmen Ausgangslage – oder gerade deswegen. Peter Keller, Präsident der Jugendkommission, sagte: «Wir reden gar nicht darüber, was die Gemeinde mit dem Geld anfangen kann; wie sie den Lebensraum Erlinsbach aufwerten könnte. Wie gehen wir vor, dass die Gemeinde attraktiv bleibt?»
Gemeindepräsidentin Monika Schenker sagte, der Gemeinderat habe das im Auge: Neu eingeführt werde etwa die digitale Vernetzungsplattform Crossiety; nächstes Jahr gebe es eine Gewerbeausstellung – beides zusammen mit Erlinsbach SO. «Und wir haben einen Antrag auf dem Tisch für einen Pumptrack beim Chalchhof», so Schenker mit Blick auf die jüngere Generation.
Vorbei war es mit dem Frieden, als das Traktandum «Maienholz; Teiländerung Bauzonenplan» an der Reihe war. Dabei geht es um eine Parzelle in der früheren Landhauszone, wo viele Häuser sehr grosszügigen Umschwung haben. Das gilt auch für die ältere Villa mit Schwimmhalle auf Parzelle 1068.
Eine Aarauer Firma, welche die Parzelle gekauft hat, möchte darauf sechs kleine Mehrfamilienhäuser mit 24 Wohnungen und Tiefgarage bauen. Weil aber eine als «geschütztes Naturobjekt» eingetragene, 1829 Quadratmeter grosse Hecke der Überbauung im Weg ist, soll sie teilweise gerodet, dann am Rand der Parzelle flächengleich wieder aufgeforstet und erneut unter Schutz gestellt werden.
«Die Gemeinden sind angehalten, verdichtetes Bauen umzusetzen», begründete die Gemeindepräsidentin den Antrag. «Mit der Vorlage wird Siedlungsentwicklung ermöglicht, ohne Naturwerte zu schädigen.»
Das sahen die Einwohner jedoch zu einem grossen Teil anders. «Der Grundsatz des verdichteten Bauens ist, Naturwerte zu erhalten – und nicht, sie zu zerstören», sagte eine Votantin. Zur Sprache kamen Verkehrsprobleme, man fürchtete den Verlust von Lebensraum für Tiere und die Verschiebung des Krautsaums auf angrenzende Grundstücke.
Und: «Es geht darum, die Gewinnmaximierung in Grenzen zu halten», so ein Votant. Wenn hier zustimme, spüle das dem Bauherrn einen sechsstelligen Betrag in die Kasse, sagte einer, und er fühle sich vom Gemeinderat nicht vertreten.
Irgendwann fielen Worte wie «Schildbürgerstreich» und «Scheinargument»; und der Bauverwalter konterte Vorwürfe einer Anwohnerin damit, dass sie in einer privilegierten Situation sei und selber schliesslich auch einen Antrag gestellt habe, die Hecke auf ihrem Grundstück zu verschieben – was im Plenum nicht gut ankam.
Erschwerend kamen technische Probleme mit dem Beamer hinzu: Der Gemeinderat konnte seine erläuternden Grafiken nicht richtig präsentieren. Ein Votant sagte, das Traktandum müsse zurückgewiesen werden, weil es «so saumässig vorbereitet ist, dass man nicht darüber abstimmen kann». Ein Rückweisungsantrag mit der Auflage, der Gemeinderat möge einen runden Tisch mit Bauherr und Anwohnern einberufen, wurde mit 149 Ja zu 74 Nein gutgeheissen.