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Vegan-Köchin Brigitte Herde erzählt über ihre neue Geschäftsidee und die öffentliche Kritik zu ihrer Haltung.
Brigitte Herdes Esstisch ist übersät mit kleinen und grösseren Einmachgläsern. Alle sind gefüllt mit gluschtigen Leckereien, bei deren Anblick einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Herde tippt auf ein Glas und erklärt dessen Inhalt. «Hier haben wir Saisonsalate. Aktuell sind das Randen, Rüebli und Schweizer Dörrbohnen.» Im nächsten Gefäss hat es Kartoffelsalat mit Beriker Rauchtofu. Weiter gibt es Linsen, Orangensalat mit Basilikum, geröstete Nüsse sowie ein Dinkel-Knusperzwirbelbrot mit Dörrtomaten aus Biberstein und Kräutern. Jede Speise ist speziell dekoriert mit Sprossen und essbaren Blüten. Auch an Süssem fehlt es nicht: Heute sind dies Blondies und Brownies.
Vegan picknicken ist die Geschäftsidee der ehemaligen Geschäftsführerin von «Unverpackt» in Aarau und Vegan-Köchin Brigitte Herde. Dahinter stecken ökologische Überlegungen. Statt in die Ferne zu reisen, sollen die Leute die schöne Natur in der Region kennenlernen beziehungsweise neu entdecken. «Für ein romantisches Picknick am Sandstrand braucht es keine einzige Flugmeile», sagt Herde und lacht. Sie verweist auf die Aare, an deren Ufern es sehr schöne Sandbänke habe.
Auch an den Transport des «eingemachten» Schmauses hat Herde gedacht. Die Gläser verpackt sie entweder in einen Korb oder in eine rote Tasche. «Pick mich» und «Aarau is(s)t draussen», steht darauf geschrieben. Das ist Herdes Slogan, mit dem sie die Leute hinter dem Ofen hervor ins Freie locken will.
Die 54-Jährige ist eine feurige Verfechterin gelebter Nachhaltigkeit. Wiederverwenden ist für Brigitte Herde zu einem wichtigen Lebensinhalt geworden. «Wir haben eine Verantwortung gegenüber unseren Nachkommen und müssen zu unserer Umwelt Sorge tragen», begründet sie ihre Haltung. Zudem habe Aarau so viele wunderschöne Plätze, die nur darauf warteten, kulinarisch bespielt zu werden. Herde schwärmt von den Parkanlagen und den Wäldern in der Region. Auch das Aareufer hat es ihr angetan; alles sei von der Natur kostenlos zur Verfügung gestellt, sagt sie.
Picknicken geht abfallfrei. Herde beweist es: In den Körben und Taschen der Vegan-Köchin gibt es richtiges Besteck und Stoffservietten. Erbstücke von Herdes Grosseltern. Und weil sich die Picknickkörbe steigender Nachfrage erfreuen, hat sie ihr Servietten-Sortiment mit Stücken aus der Brockenstube erweitert. In den Korb kommt jeweils, was das Füllhorn aus der regionalen Produktion gerade hergibt. Am liebsten in Bio-Qualität. Und natürlich vegan. Ein gefüllter Picknickkorb für zwei Personen kostet 65 Franken.
Wer sich vegan ernährt, isst keine Produkte, die von Tieren stammen. Für die einen es eine Frage des Lifestyles, für andere eine ethische Angelegenheit. Selbst in der heutigen Zeit wird diese Haltung oft als radikal empfunden. Und wer seine Meinung öffentlich kundtut, ist nicht selten heftiger Kritik ausgesetzt. Das erfährt auch Herde immer wieder. «Ich weiss, dass ich polarisiere und mit Reaktionen aus der Öffentlichkeit rechnen muss», sagt sie. Sie ärgert sich aber darüber, dass selbst ihre Familie nicht verschont bleibt. «Mir wäre es lieber, man würde direkt mich mit der Kritik konfrontieren.»
Brigitte Herde ist bereits daran, die Picknickidee weiterzuentwickeln. Ihr schwebt ein «weisses Picknick» vor. Was alles in den Korb gepackt wird, kann sie jetzt noch nicht sagen. Die Kleidung und der Zeitpunkt für die Durchführung sind schon definiert. «Das Picknick ist passend für die Zeit nach dem Aarauer Maienzug und dem Lenzburger Jugendfest. Dann könnte man das weisse Kleid nochmals tragen», sagt sie und schmunzelt. Klar: Auch diese Absicht basiert auf nachhaltigen Überlegungen.
Die Hallwilersee-Schifffahrtsgesellschaft springt ebenfalls auf den Vegan-Trend auf: Am Samstag, 31. August, kreuzt das Schiff von 18 bis 22 Uhr auf dem See. In dieser Zeit geniessen die Gäste ein veganes Candle-Light-Dinner. Der Anlass wird organisiert von der Vereinigung Vegan im Aargau und Caterer La Deliziosa aus Boniswil.
Anmeldung an:
veganship@veganimaargau.ch