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Die Hochwasserschutzmassnahmen haben die Attraktivität der Aare nicht im geringsten verringert. Das tief liegende Wasser lockt Jung und Alt, mit Badekleider oder ohne an.
Die Hitze liegt wie Blei über dem Aaretal. 30 Grad im Schatten. Die einen strecken in einem schattigen Gebüsch alle Viere von sich. Andere wiederum, Zwei- wie Vierbeiner, sitzen oder stehen reglos im kühlen Nass der wenig Wasser führenden Aare. Wieder andere nehmen ein Sonnenbad. Zum Schwimmen reicht das Wasser kaum. Zu Hauf suchen sie hier ihr Vergnügen – Familien mit Kindern, unternehmungslustige Jugendliche und junge Erwachsene, aber auch ältere Semester. So war das unterhalb des Schönenwerder Wehrs an schönen Sommertagen seit Menschengedenken. Und der Augenschein beweist es: So ist es auch an diesem drückend-heissen Augustnachmittag – obschon sich die Flusslandschaft hier innert Jahresfrist massiv verändert hat. Nicht von selbst allerdings.
Welcher Aufschrei hallte im letzten Herbst durch die Region Aarau, als der Kanton Solothurn mit seinen Hochwasserschutzmassnahmen unterhalb des Wehrs ernst machte und bei den Sandbänken am Erlinsbacher Ufer alles abgeholzt wurde. Die Rodung war nötig, weil bei den Sandbänken ein 700 Meter langes Seitengerinne abgezweigt wurde, das weiter flussabwärts, nach der 90-Grad-Biegung des Hauptlaufs wieder in diesen mündet. Es soll die Abflussmenge der Aare erhöhen. «Unsere Sandbänke werden zerstört!», hiess es. Viele befürchteten: «Jetzt ist in der Aare ausgebadet.»
Das nicht, aber die einst ausladende Sandbank ist verschwunden. Das Ufer ist steiniger geworden. Trotzdem finden die Leute ein Plätzchen, um ihr Badetuch und den Picknickkorb abzustellen. Manche ziehts hinüber auf das flache, baumbestandene Inselchen, das bei Hochwasser jeweils vollkommen überflutet wird.
Beim Maschinenhaus zwischen Wehr und Kanal herrscht Hochbetrieb: Jugendliche und Erwachsene in grosser Zahl springen von der Brücke in den südlichen Arm des Kanals und lassen sich abwärts treiben. Manche balancieren zuerst ein wenig auf dem seitwärts vom Brückenpfeiler weggespannten Seil und ergeben sich schliesslich, mehr oder weniger elegant, in ihr nasses Schicksal. «Mega chalt», findet ein Junge, sei das Wasser. Ein anderer lacht nur und schüttelt den Kopf. Er erklimmt das Brücklein, das zum Mitteldamm führt und läuft schnurstracks zurück zur Absprungstelle.
Das neue Seitengerinne führt derzeit wenig Wasser. Dieses fliesst kaum. Der Auenwald auf der Erlinsbacher Seite ist ein Eldorado für Stechmücken. Das Terrain zwischen Hauptlauf und Seitengerinne, eine mehr oder weniger dreieckige Insel, scheint dafür fest in der Hand der Anhänger nahtloser Bräune zu sein. Vereinzelte Blüttler gabs an der Aare schon früher. Sie scheinen jedoch zahlreicher geworden zu sein. Und ungenierter: In der Alten Aare stehen, ins Gespräch vertieft, zwei Männer, deren Kostüm in die Zeit vor dem Sündenfall zurückreicht. Und zappelnde Füsse irgendwo im Gebüsch lassen vermuten, dass Adam und Eva Gefallen aneinander gefunden haben. – Die Aarelandschaft ist und bleibt ein rege und vielfältig genutzter Naherholungsraum.
Auch weiter flussabwärts, bis auf Höhe der Rennbahn, sind die meisten Plätze besetzt. Einmal sind es nur die durch die Blätter schimmernden Sonnenschirme, die den Standort verraten, manchmal die am Uferweg abgestellten Velos, ein Räuchlein oder das Bellen des Wache schiebenden Hundes.