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Suhr ist für viele Schweizer das Möbel-Paradies schlechthin. Wegen Pfister, dem mit 500 Jobs grössten Arbeitgeber im Dorf. Möbel Pfister feiert nächste Woche Geburtstag – mit einer fünftägigen Party.
Matthias Baumann: Johann Jakob Pfister startete 1882 tatsächlich im Kleinbasel. 1939 erfolgte unter seinem Sohn Fritz Gottlieb Pfister der Wechsel nach Suhr.
...das Dorf und Möbel Pfister zu einer Einheit verschmolzen. Wir haben eine grosse Verbundenheit entwickelt. Pfister mit Suhr und Suhr mit Pfister – das kann man eigentlich gar nicht mehr auseinanderdividieren. Wir fühlen uns sehr stark als Suhrer Unternehmen.
Marco Genoni: Vor Jahrzehnten gab es sogar eine TV-Werbung, in der Pfister verkündete «Suhr ist eine Reise wert». Das machte das Dorf sehr bekannt. Die beiden Begriffe sind miteinander verknüpft.
Pfister ist mit gut 500 Jobs auch der grösste Arbeitgeber im Dorf. Und das Unternehmen zahlt Steuern.
Baumann: Nein. Als 1967 die heutige A1 eröffnet wurde, war Pfister in Suhr schon so etabliert, dass es nicht mehr entscheidend war, ob die Gemeinde einen direkten Autobahnanschluss hat oder nicht.
1939 war Suhr sicher eine Topwahl. Wenn man sich heute für einen Standort entscheiden müsste, würde man sicher die aktuellen Rahmenbedingungen genau analysieren. Aber wir sind auch heute noch sehr zufrieden in Suhr und sehen keinen Handlungsbedarf. Schliesslich wollen wir auch nicht die Gewohnheit der Kunden brechen. Wenn die Bequemlichkeit nicht eingeschränkt wird, hat der Standort Suhr weiterhin eine grosse Zukunft.
Wir haben drei grosse Häuser. Dübendorf profitiert vom starken Einzugsgebiet von Zürich. Es liegt vor Suhr und Etoy. Letzteres befindet sich zwischen Lausanne und Genf.
Genoni: Suhr ist durch die Verkehrsachsen in vier Teile geteilt. Wir müssen gute Verbindungen innerhalb des Dorfes haben, insbesondere für den Langsamverkehr. Eines der Hilfsmittel dafür ist der Kommunale Gesamtplan Verkehr (KGV). Er wird im Laufe dieses Jahres und anfangs nächstes Jahr erarbeitet. Als Nebenpunkt wird auch die Parkplatzsituation überprüft. Es dürfen dabei aber für das Gewerbe keine Nachteile entstehen.
Die Frage ist noch in Diskussion, aber kein zentraler Aspekt des KGV. Aber wenn ich mir die Situation in den umliegenden Gemeinden ansehe, glaube ich nicht, dass wir kurzfristig Gebühren einführen werden.
Baumann: ... ja, sicher. Für die Attraktivität des Pfister Center ist einerseits die einfache Erreichbarkeit wichtig. Andererseits darf man nicht neue Hürden schaffen, beispielsweise mit irgendwelchen Parkgebühren.
Wir brauchen den Dialog mit der Gemeinde. Nach den letztjährigen Diskussionen ist der nun sichergestellt. Es ist uns wichtig, dass die Weiterentwicklung von Suhr in enger Abstimmung mit dem Gewerbe und dem Handel, vonstattengeht.
Genoni: Die Basis dafür ist die Kommunikation. Die haben wir stark intensiviert. Dieser Austausch bringt beiden auch immer neue wertvolle Impulse.
Baumann: Wir haben heute einen guten Mietermix. Wir wollen ein attraktiver Nahversorger mit einem regionalen und teilweise überregionalen Charakter sein. Wichtig, ist, dass wir einen Ort bieten, an dem die Kunden gerne verweilen, wo sie etwas geniessen können.
Etwa, indem wir mehrere Gastrokonzepte haben. Mit dem «Calix, dem «Passione», aber auch den «McDonald’s», der auch in den Cluster hineingehört. Und am nächsten Mittwoch eröffnen wir im Westflügel des Erdgeschosses unseres Gebäudes ein neues Kinderparadies. Das grösste und das schönste in der Region.
2015/16 haben wir 15 Millionen für die Logistik, ein Hochregallager ausgegeben. In normalen Jahren investieren wir gegen eine Million, um die Attraktivität zu erhalten. Etwas richtig Grosses ist im Moment nicht geplant.
Es ist heute immer anspruchsvoll, qualifizierte, gute Arbeitskräfte zu finden. In Suhr selber sind wir ein attraktiver Arbeitgeber. Auch, weil wir uns immer stärker vom klassischen Retailer zu einem digitalen Unternehmen verändern. Wir haben ganz neue Berufsbilder: Neben Wohnberatern, Fachverkäufern, Logistikern haben wir heute auf beispielsweise ergänzend Datenscientisten und E-Commerce-Manager. Wir entwickeln uns auch zu einem IT- und Online-Unternehmen. Das spricht neue Leute an. Solche Unternehmen gibt es ausserhalb der Grossstädte nicht viele. Wir sind attraktiv für Leute, die die Lebensqualität im eher ländlichen Raum schätzen.
Den gibt es immer noch voll und ganz. Pfister gehört der Fritz-Gottlieb-Pfister-Stiftung und hat eine sehr hohe soziale Verantwortung. Wir haben etwa geschützte Arbeitsplätze, mit denen wir sozial schwache oder kranke Menschen integrieren.
Genoni: Sehr positive. Für die Bevölkerung und die Geschäfte in Suhr sind zwei Dinge wichtig: Erstens wollen mir mit der Umfahrung den Durchgangsverkehr auslagern, damit sich die Verkehrssituation im Dorf beruhigt und verbessert. Zweitens übernimmt die Brücke eine verbindende Funktion. Sie eliminiert die Wartezeiten vor den immer häufiger geschlossenen Barrieren. Die Erreichbarkeit wird also besser gewährleistet. Und nicht zu vergessen: Die Brücke ist elegant, sie könnte ein Wahrzeichen von Suhr werden.
Baumann: Die aktuelle Verkehrsituation ist eine grosse Herausforderung. Die Rahmenbedingungen sind sehr anspruchsvoll. Die Umfahrung und die Brücke sind für uns eine Riesenchance. Wir begrüssen das Projekt, wir sehen es nicht als Entzweiung.
Wir haben als Möbel Pfister weiter Marktanteile gewonnen. Das in einem Möbelmarkt, der gesamthaft stagniert, ja sogar leicht schrumpft. Wir sind intensiv am Umsetzen unserer Digitalisierungsstrategie und sehen, wie unsere Anstrengungen Früchte tragen. Im Online-Bereich wachsen wir seit Jahren überproportional. Über 30 Prozent. Mit rund 40 000 Produkten im Webshop sind wir zudem bereits der grösste Online-Anbieter im Einrichtungsbereich in der Schweiz. Da bauen wir immer weiter aus.
Es beginnt am 1. Mai und dauert fünf Tage. Wir möchten, dass möglichst viele Leute von unserem Geburtstag profitieren können. Es gibt bei Pfister 15-Prozent-Tage, man kann in einem Wettbewerb als Hauptpreis einen Fiat 500 gewinnen, wir bieten Attraktionen für Kinder, Gratis-Zuckerwatte, Gratis-Cüpli ... es läuft im Center extrem viel, alle Anbieter machen mit.
Genoni: Ein grosser Segen, ein Glücksfall. Die Gemeinde Suhr hat immer darauf geachtet, dass für das Unternehmen die Rahmenbedingungen stimmen. Wir schätzen es, dass Möbel Pfister im Besitz einer Stiftung ist. Es ist eine soziale Firma, die nicht auf das schnelle Geld aus ist, sondern Beständigkeit bietet.