Lob für die Strecke, ideale Witterungsbedingungen, berührende Geschichten — der zweite Aargauer Halbmarathon in Aarau lancierte die Laufsaison in der Kantonshauptstadt. Neben den zwei Schnellsten holte sich ein Feuerwehrmann den Weltrekord im Halbmarathon in Feuerwehrausrüstung.
Und ganz am Schluss, nach gut drei Rennstunden, wurde es nochmals laut im Schachenstadion. Der Applaus galt Marco Zobrist. Der «passionierte Feuerwehrmann» hatte die 21,1 km in voller Arbeitsmontur zurückgelegt. 26 kg Zusatzgewicht hiess das — in atmungsinaktiver Kleidung. Entsprechend hart und heiss wurde es. «Auf halber Strecke und dem Anstieg auf den Suhrenkopf kam ich an den Anschlag», sagte der Seenger.
Zum eigenen Stolz kämpfte er sich aus der physischen und psychischen Krise heraus. Empfangen wurde er als «neuer Weltrekordhalter im Halbmarathon in Feuerwehrausrüstung». Umso grösser war nach den gut 3 Stunden und 12 Minuten die Freude. «Es hat sich bezahlt gemacht, dass ich nochmals beschleunigte, um es vor Zielschluss zu schaffen», sagte er.
Eine nicht ganz so konträre Geschichte zu erzählen hatte der Tagesschnellste Daniel Fässler. Der 39-jährige Aarauer Zahnarzt erreichte die Ziellinie nach 1:14:44 Stunden. Unterwegs hatte der einstige Spitzensportler alte Gefühle wiederentdeckt. Fässler gehörte 2003 dem Schweizer Team an der Heim-Cross-WM in Avanches an und war Schweizer Meister über 10 Kilometer. «Die Freude am Schnell-Rennen mit dem In-Schach-Halten der Widersacher» entwickelte sich.
Bereits bei der Erstaustragung vor einem Jahr war er dabei: mit Babyjogger und dem damals Neugeborenen. Und das Foto mit dem Duo machte sich gut zur Animation für den Lauf – auch wenn es sich nicht eruieren lässt, wie gross der Anteil zum beachtlichen Teilnehmerzuwachs war.
Ihren Vorjahressieg nicht wiederholen konnte die Aarauerin Lea Brunschwiler. «Mir war klar, dass ich weniger gut vorbereitet bin», sagte sie. Dadurch galt es abzuwägen: «Lohnt sich die Herausforderung?» Aufgrund des Gratisstarts entschloss sie sich kurzfristig zum Mittun. Und sie genoss, lief «die abwechslungsreiche und spannende Heimstrecke» zum Geniessen. Und war mit Rang 3 «mehr als zufrieden». Den Vortritt überlassen musste die 26-jährige Lehrerin nach ihren 1 Stunden, 27 Minuten und 45 Sekunden der fünf Jahre älteren Ironman-Hawaii-Triathletin Anja Schwegler (Wohlen) und der erst 20-jährigen FC-Aarau-Fussballerin Angela Massenz aus Ueken – um 1 Minute und 44 Sekunden, respektive 59 Sekunden.
Und ein bekannter Name wusste die Startgelegenheit besonders zu schätzen: Adrian Brennwald. Der einstige Triple-Ironman-Weltmeister und -Weltrekordhalter aus Aeugst am Albis kehrte nach einem fürchterlichen Trainingssturz (Halswirbelbruch, 7 Rippenbrüche, zertrümmerte Brustwirbel) zurück auf den Wettkampfplatz. «Ein besonderes Glücksgefühl», umschrieb er seine Rückkehr auf den Wettkampfplatz. Und er kam vor allem bei den steilen Anstiegen zum Wiedererleben von Trail-Running-Erinnerungen. Dass dabei gleich Rang 7 herausschaute, rundet die Dankbarkeit des 38-Jährigen ab.
Es hätte auch ganz anders kommen können. Auch breit generierte der Aargauer Halbmarathon Lob für seine Strecke, mit dem Start im Stadion, der Passage durch die Aarauer Altstadt, dem Ländlichen, den fordernden Aufstiegen (Suhrenkopf), den Abwärtspassagen und dem Zieleinlauf im Stadion auf der Leichtathletik-Piste. Sie bot Läuferinnen und Läufern unterschiedlichsten Levels Reizvolles.